Deutsche Architektur von Aserbaidschan — Deutsches Erbe Aserbaidschans
15. февраля 2020 0 Автор F. MasimovaWenn man heutzutage vom deutschen Erbe in Aserbaidschan spricht, erinnert man an erster Stelle an die deutschen Kolonien in Helenendorf (Göygöl) und Annenfeld (Şəmkir), obwohl noch viele weitere existierten, beispielsweise: Georgsfeld (heute: Çinarlı), Eichenfeld (İrmaşlı), Aleksejewka im heutigen Bezirk Şəmkir, Traubenfeld im heutigen Tovuz, Grünfeld (Həsənsu) und Elizavetinka im heutigen Ağstafa Bezirk.[1] Hervorzuheben ist, dass die o. g. Kolonien durch die aus Württemberg ausgewanderten Schwaben zwischen 1818 und 1819 gegründet wurden. Die Umsiedlungspolitik des zaristischen Russlands begann nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Gülistan[2] (ein Dorf im heutigen Aserbaidschan, Bezirk Göranboy) zwischen dem Russischen und Kadscharen Reich (Persisches Reich), wodurch der Russisch-Persische Krieg (1804-1813) beendet und eine neue Grenzziehung bestimmt wurde. Mit der zweiten Einwanderungswelle kamen Deutsche, die die russische Untertanenschaft angenommen hatten und fortan im heutigen Aserbaidschan Unternehmen betreiben wollten.
Insgesamt haben die Deutschen in Aserbaidschan insbesondere den Weinanbau und die Öl- bzw. Bergindustrie vorangetrieben. Es wird aber oft vergessen, dass die Deutschen auch einen großen Beitrag zur Gestaltung der Bakuer Architektur geleistet haben. In diesem Zusammenhang werden oft die Kirchen in Helenendorf und Annenfeld genannt oder auf die Kirche und das Kapellhaus in Baku verwiesen. Gleichzeitig wird vernachlässigt, dass bei zahlreichen historischen Bauten, die sich heutzutage an den zentralen Straßen Bakus befinden, vermehrt auch deutsche Architekten mitgewirkt haben. Unter diesen Architekten ragen folgende Personen besonders heraus: Nikolaus August Ernst von der Nonne, Adolf Eichler, Karl Gustav Hippius sowie Johann Wilhelm Edel.
Nikolaus von der Nonne (1836-1906)
Nikolaus von der Nonne war sogar von 1898 bis 1902 Bürgermeister von Baku und konnte zwischenzeitlich auf die gesamte Architektur der Stadt einwirken. Von der Nonne wurde 1836 in Sankt-Petersburg geboren. Von 1881 bis 1894 war er als Bauingenieur in Baku tätig. Aus diesem Grund wurde er 1897 damit beauftragt, das äußere Erscheinungsbild von Baku neu zu gestalten.[3]
Adolf Eichler (1869 - 1911)
Ein weiterer wichtiger Architekt mit deutscher Abstammung war Adolf Eichler, dessen Einfluss wir in Baku bei jedem Schritt entlang der zentralen Straßen verfolgen können. Adolf Eichler wurde 1869 in der russischen Stadt Orjel geboren. Seine Familienmitglieder waren in der lutherischen Gemeinde in Baku besonders aktiv. Eichler unterstützte daher den Bau der lutherischen Kirche in Baku mit Spenden. [4]
Dieser Beitrag hat das Ziel, den deutschen Lesern sowie deutschsprachigen Touristen, die Aserbaidschan demnächst besuchen möchten, eine Übersicht über die aserbaidschanische Architektur zu geben und die folgenden Informationen als Reiseführer zu nutzen. Im Sommer des letzten Jahres hatte ich selbst die Gelegenheit, nach Aserbaidschan zu reisen. Für das Verfassen dieses Beitrags war ich zwei ganze Tage lang in Baku auf der Suche nach deutschen Spuren, wobei mich meine Kamera stets begleitete. Die deutschen Bauwerke im Westen Aserbaidschans habe ich bereits in den letzten Jahren entdeckt und zum Teil fotografiert. Leider ist es mir nicht gelungen, alle Bauten mit deutschem Einfluss in Baku zu finden.
Der erste Schwerpunkt betrifft nun Bauwerke in Baku und danach legen wir den Fokus auf die deutsche Architektur im Westen Aserbaidschans.
Baku
1.Lutherische Erlöserkirche
2. Kapellhaus
3. Wohnhaus von Gadžinskij
By Sefer azeri - Own work, CC BY-SA 4.0, Link
4. SOCAR-Gebäude
5. Imam-Husejn-Moschee
6. Alexander-Nevski-Kathedrale
7. Apostolische Kirche HI. Gregor der Erleuchter
8. Wohnhäuser
Wenn man auf dem Brunnenplatz bzw. weiter durch die zentrale Nizami-Straße spaziert, findet man sehr viele Gebäude, auf denen die Initialen von Adolf Eichler oder J. W. Edel wiederzufinden sind. Diese Häuser sind heute noch bewohnt. Ich teile an dieser Stelle nur einige Bilder von Häusern, die von Eichler erbaut wurden.
Es folgt eine kleine Auflistung interessanter Bauten, die durch deutsche Architekten in Baku verwirklicht wurden:
- Wohnhaus in der Nizami-Straße 183
- Wohnhaus, Ecke Aziz-Aliyev-Straße 6 Abdulkerim-Alizade-Straße 2, Mamed-Amin-Rasulzade Straße 7 (Otto Simonson)
- Ehemalige Wein- und Wodkafabrik, Ecke Islam-Safarli-Straße 40 und Shamsi-Badalbeyli-Straße; Zweistöckiges Wohnhaus, Ecke Islam Safarli-Straße 25 und Alyovsat-Guliyev-Straße 37, bei denen Nikolaus von der Nonne mitwirkte
- Wohnhäuser auf der Straße des 28. Mai, die von Adolf Eichler erbaut wurden
Weitere Bauwerke, die sich noch heute in den zentralen Straßen von Baku befinden und durch Johann Wilhelm Edel geplant wurden, sind an folgenden Adressen aufzufinden:
Dreistöckiges Wohnhaus (1896). Kreuzung Səməd Vurğun-Straße / Üzeyir Hacıbəyov-Straße;
Wohnhaus (1898). Səməd Vurğun-Straße;
Wohnhaus (1892). Kreuzung Nizami/ Gogol-Straße;
Dreistöckiges Wohnhaus (1896). Kreuzung 14 Gogol-Straße/ 58 Nizami-Straße;
Villa (1896). 9 Xəqani-Straße;
Wohnhaus (1892). 8 Bülbül Prospekti (Allee);
Villa (1898). Vodovoznaja-Straße;
„Palast des Ölkönigs” (1896). Kreuzung Gogol-Straße, Leo Tolstoi-Straße und Azi Aslanov-Straße;
Wohn- und Geschäftshaus. Straße des 28. Mai, 1896–1899.[8]
9. Nationales Kunstmuseum Aserbaidschans
Der Westen Aserbaidschans
Nun möchte ich die Aufmerksamkeit auf die deutschen Bauten im Westen Aserbaidschans lenken. Hier sind an erster Stelle nachgewiesene Spuren in Helenendorf, Gändschä, Annenfeld und Kedabeg zu nennen.
10. Helenendorf (Göygöl)
11. Lutherkirche in Gändscha
12. Lutherkirche in Annenfeld
13. Kedabeg
Viele der o. g. Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden sorgsam behandelt bzw. restauriert. Ich habe in meiner Darstellung nur die bekanntesten deutschen Architekturen und eine kleine Auswahl an Gebäuden beschrieben. In Aserbaidschan kann man bestimmt noch viele weitere Bauwerke ausfindig machen, die Merkmale deutscher Architektur zeigen. Das Finden überlasse ich meinen Lesern bzw. Reiselustigen, die diese Spuren verfolgen möchten.
Verwendete Literatur und Quellen:
[1] Džafarov, Mamed: Nemcy v Azerbajdžane. — Baku, 1997, Str. 9. Im Internten unter: http://elibrary.bsu.az/yenii/ebookspdf/nemçi_v_azerbaycane.pdf (letzter Zugriff am 14.02.2020).
[2] Gjulistanskij mirnyj dogovor. Mirnyj traktat, zaključennyj meždu Rossiej i Persiej, 12 24 oktjabrja 1813 g. Im Internet unter: http://www.hrono.ru/dokum/1800dok/18131012ru_per.php (letzter Zugriff am 15.02.2020).
[3] Vgl. Aliyev, Elchin: Deutsches Erbe in der Architektur von Aserbaidschan, Baku, 2017, S. 138-139.
[4] Vgl. Gumbatova, Tamara: A. Ėjchler-architektor Kirchi v Baku. Im Internet unter: https://www.proza.ru/2012/08/08/1747 (letzter Zugriff am 15.02.2020).
[5] Vgl. Zejnalova, Sudaba: Nemcy na Kavkaze, Baku, 2009, Str, 74-75, 191. Im Internet: http://elibrary.bsu.az/yenii/ebookspdf/nemçi_na_kafkaza.pdf (letzter Zugriff am 13.02.2020).
[6] Vgl. Achundov F.: Drama doma Gadžinskogo, in Zeitschrift Irs-Heriage, Nr. 5 (47) 2010, Str. 32-35.
[7] Vgl. Aliyev, Elchin: Deutsches Erbe in der Architektur von Aserbaidschan, Baku, 2017, S. 133
[8] Vgl. Aliyev, Elchin: Deutsches Erbe in der Architektur von Aserbaidschan, Baku, 2017.
[9]Vgl. Aliyev, Elchin: Deutsches Erbe in der Architektur von Aserbaidschan, Baku, 2017.
[10] Vgl. Mustafa, Ilham: Gädäbäjdä «ganlı» alman mirasy. Im Internet: https://sputnik.az/photo/20170824/411551105/gedebeyde-qanli-alman-brendi.html (letzter Zugriff am 15.02.2020).
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