Anar Abasov: Waldverbrennen der Armenier in Berg-Karabach als Kriegspraxis
16. ноября 2020 0 Автор F. MasimovaAnar Abasov
Historiker
Unmittelbar vor der Corona-Krise war das Thema Umweltschutz und Klimakrise in aller Munde. Diese Themen sind von den politischen Tagesordnungen einiger EU-Länder mittlerweile kaum wegzudenken; man könnte meinen, dass sie mitunter «sakralen» Charakter tragen. In den vielen politischen Debatten geht es eigentlich darum, wie das wirtschaftliche Wirken des Menschen im Zeitalter des Anthropozän so weit wie möglich eingedämmt werden kann, sodass unser Planet wenigstens bis Ende des Jahrhunderts halbwegs bewohnbar bleibt. Doch wie stehen eigentlich die UNO, EU und NGOs wie Greenpeace eigentlich dazu, dass eine Konfliktpartei in einem Krieg fahrlässige Umweltzerstörungen als eine Art Kriegswaffe benutzt? Denn genau das wurde und wird von den Armeniern während und nach dem aktuellen Berg-Karabach-Krieg praktiziert. Die folgende kurze Darstellung skizziert die Praxis der Waldverbrennungen durch das armenische Militär während und durch die armenische Zivilbevölkerung nach dem Berg- Karabach-Konflikt 2020. Es wird ausdrücklich betont, dass eine politische Instrumentalisierung von Umweltfragen keineswegs die Zielsetzung dieses Artikels ist.
Zum Hintergrund: Seit dem 27. September 2020 tobte Krieg in der Südkaukasusregion Berg-Karabach, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, jedoch seit den frühen 90ern von Armenien völkerrechtswidrig besetzt gehalten wurde. Der aktuelle Krieg dauerte bis 10. November 2020. Nachdem Aserbaidschan mehrere Gebiete (u.a. die altehrwürdige Festungsstadt Schuscha/Şuşa — die einzig wahre Hauptstadt Berg- Karabachs und Perle einzigartiger aserbaidschanischer Kultur) zurückerobern konnte, wurde ein Waffenstillstand zwischen Aserbaidschan und Armenien ausgehandelt. Er sieht vor, dass die Okkupationskräfte Armeniens Berg-Karabach und sieben umliegende aserbaidschanische Provinzen bis 1. Dezember 2020 verlassen müssen. Es ist nicht vorgesehen, dass die armenische Zivilbevölkerung diese Gebiete ebenfalls verlassen muss. Die Armenier ziehen aber trotzdem fort, weil es für sie über die Grenzen des Vorstellbaren hinaus zu gehen scheint, mit Aserbaidschanern in Karabach friedlich zu koexistieren.
Und beim Verlassen ehemals okkupierter aserbaidschanischer Gebiete machen die Armenier genau das, was in den deutschen Medien gut und gern als «Hinterlassen verbrannter Erde» bezeichnet wird: sie fackeln so ziemlich alles ab (selbst ihre eigene Häuser), um den Aserbaidschanern verbrannte Erde zu hinterlassen, wobei von «verbrannter Erde» im eigentlichen Sinne keine Rede mehr sein kann: der Krieg ist ja zu Ende und das Abfackeln der umliegenden Waldstücke vor den (nicht mehr vorrückenden) aserbaidschanischen Militäreinheiten kann nicht mehr als «Kriegstaktik» verstanden werden und deswegen auch nicht mehr nötig. Und trotzdem leidet die Natur Berg- Karabachs, insbesondere die wundervollen Wälder: In dem Zeitraum um den 13. und 14. November brannten einzelne Waldstücke in der aserbaidschanischen Provinz Kälbädschär (Kəlbəcər), die ursprünglich hätte bis 15. November 2020 Aserbaidschan übergeben werden müssen. Am 15. November wurde Aserbaidschan jedoch von der armenischen Regierung über Russland gebeten, die Frist der Evakuierung aus humanitären Gründen bis 25. November 2020 zu verlängern, worauf Aserbaidschan aus ebendiesen Gründen einging (zum Vergleich: als armenische Freischärler die Provinz 1993 einnahmen, wurde der aserbaidschanischen Zivilbevölkerung lediglich 10 Stunden Zeit gegeben, die Gegend zu verlassen. Viele Menschen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, welche mitunter barfuß (!) flüchten mussten, erfroren unterwegs oder wurden von den Armeniern als Geiseln verschleppt). Zwangsläufig stellt sich hier dem Betrachter die Frage, aus welchen «humanitären Gründen» die Armenier eine Fristverlängerung brauchen, wenn die aus Kəlbəcər zu evakuierenden armenische Zivilisten erst einmal damit beschäftigt sind, Waldstücke zu vernichten.
Die Praxis der Waldverbrennungen war von den Armeniern während des 2020 ausgebrochenen Krieges auch als Kriegstaktik praktiziert. Hiervon waren insbesondere die um die strategisch immens wichtige Stadt Schuscha (Şuşa) gelegenen Wälder betroffen, die von Armeniern in Brand gesteckt wurden, um den aserbaidschanischen Drohnen die Sicht zu versperren. Allerdings wurde die Stadt von aserbaidschanischen Spezialeinheiten angegriffen und im Sturm erobert, als es klar war, dass die Anwendung von Drohnen aufgrund des dichten Nebels gar nicht mehr vonnöten sein würde. Von fahrlässiger Vernichtung der Wälder um Şuşa zeugt auch die Tatsache, dass sie von den Armeniern selbst dann in Brand gesteckt wurden, als sich ihre Einheiten bereits auf dem Rückzug befanden. Der weiße Rauch, der stets auf Videos und Fotos zu sehen ist, deutet darauf hin, dass dabei der äußerst umweltschädliche Stoff Phosphor verwendet wurde.
Das Schicksal der Vernichtung ereilte auch die Wälder in der Provinz Gubadly (Qubadlı), die seit Ende Oktober 2020 von der armenischen Okkupation befreit und wieder unter aserbaidschanischer Kontrolle befindet. Auf einem berühmt gewordenen Foto des Fotografen Reza sind Spuren der Abholzung zu sehen, die in einem ehemaligen Nationalpark (!) stattfanden. Die einzigartigen Baumstämme wurden einfach als Brennholz abgeholzt und nach Armenien transportiert.
Laut dem Waffenstillstandsvertrag von 10. November 2020 sollen bis Dezember 2020 weitere Provinzen wie Aghdam (Ağdam) und Latschin (Laçın) von Armeniern an Aserbaidschan übergeben werden. Was sich die Armenier auf ihrem «humanitären» Rückzug aus diesen Gebieten einfallen lassen werden, wie internationale Organe darauf reagieren werden bzw. mit welchen Lösungen Aserbaidschan solche barbarischen Akte der ehemaligen Okkupanten entgegnen wird, bleibt abzuwarten.
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